Honda GL 1100 Gold Wing
- Weiche Welle -
Mit der GL 1100 erweiterte Honda den Super-Tourer Gold
Wing um die Elemente eine Soft-Choppers.
Ihren ersten Auftritt hatte die zweite Gold Wing auf dem
Pariser Salon. Im Herbst 1979 präsentierte Honda dort die GL 1100. Das
internationale Parkett war gefragt,
weil der Motor der Gold Wing GL 1000 uneingeschränkte Lob
erhielt, das Fahrwerk jedoch immer in der Kritik gestanden hatte: Offensichtlich
war es zu sehr auf das Tempolimit amerikanischer Highways ausgelegt denn auf
Höchstgeschwindigkeiten
europäischer Straßen. In Paris zeigte
die neue Gold Wing, wie das Zusammenspiel von Luxus und Sicherheit auszusehen
hatte.
Dabei
rückte Honda ab von der bisherigen Linie des ungeschminkten Super-Tourers:
Unverkennbar trug die GL 1100 Elemente eines Soft-Choppers. Ein ausladender
Lenker und eine große, verschiebbare Stufensitzbank deuteten mit der GL 1100 an,
wohin sich die Gold Wing in Zukunft entwickeln sollte.
Trotz aller Unterschiede zur GL 1000 griffen die Ingenieure auf Bewährtes zurück. So arbeitete der Motor der GL 1100 als modifizierte Variante des Vorgängermodells: Der wassergekühlte Vierzylinder-Boxermotor der GL 1000 blieb im Konzept weitgehend unverändert. Allerdings besaß er deutlich mehr Kraft: Die stand dank der kontaktlosen, elektronischen CDI-Zündung besonders im unteren Drehzahlbereich zur Verfügung. Mit dieser Leistungssteigerung setzte die Gold Wing wieder einmal neue Maßstäbe in puncto Durchzug.
Mit dem Motor – er ist durch die neue Zündanlage länger als das Triebwerk der GL 1000 – wuchs zwangsläufig der Rahmen der GL 1100. Den Radstand verlängerte Honda von 1.560 auf 1.605 Millimeter. Der Lenkkopfwinkel verflachte sich von 62 auf 60,2 Grad, während sich der Nachlauf von 120 auf 135 Millimeter streckte. Soft-Choppern lautete die Devise, die GL 1100 verlangte nach bestem Geradeauslauf. Die gewünschte Fahrstabilität erreichte Honda an der Gold Wing mit einem verstärkten Fahrwerk.
39
Millimeter im Durchmesser sind die Standrohre der Telegabel. Die führt das Com
Star-Rad der damals neuen Generation. Die Gabel arbeitet luftunterstützt. Weil
lange Federwege beim Ein- und Ausfedern die Geometrie des Fahrwerks verändern,
beschränkten sich die Ingenieure auf kurze Wege: Vorn an der Telegabel hat die
GL 1100 genau 147 Millimeter Federweg, hinten weisen die zwei Federbeine nur 80
Millimeter auf.
Ein bequemes Motorrad ist die neue Gold Wing damit allemal. Dank der äußerst komfortablen Sitzbank lädt sie zum weiten Touren ein. Dabei sitzt der Fahrer aufrecht, dafür sorgt der breite Lenker der unverkleideten GL 1100. Auch die 290 Kilogramm Gewicht bereiten dem Biker keinerlei Schwierigkeiten: Die Maschine ist dank ihres tiefen Schwerpunkts in Verbindung mit dem modifizierten Fahrwerk sehr gut zu handhaben. Kaum etwas bringt sie aus der Laufruhe. Bei voller Beladung allerdings setzen Ständer und Auspuff bald auf und können die Gold Wing bei hohem Tempo aushebeln.
Für die punktgenaue Verzögerung sorgt eine gut funktionierende, ausreichend dimensionierte Dreischeibenbremse: eine 280 Millimeter große vordere Doppel- und eine 296 Millimeter messende hintere Einzelscheibe.
Einengend, und im Widerspruch zur gebotenen Ausstattung wirkte der mit 20 Litern relativ kleine Tank des großen Motorrads. Er begrenzte den Aktionsradius auf 280 Kilometer – bei einem realistischen Durchschnittsverbrauch von knapp sieben Litern Normalbenzin auf 100 Kilometer. Trotz des gegenüber der GL 1000 deutlich günstigeren Verbrauchs entwickelte sich die relativ geringe Reichweite für die Gold Wing zum Problem: Ihr Aktionsradius schrumpfe noch weiter, sobald die GL 1100 eine Verkleidung aus dem Zubehörsortiment erhielt – und die standen bei den Gold Wingern hoch im Kurs.
So war der Aktionsradius speziell bei den amerikanischen DX-Modellen extrem klein. Honda stellte diese Version schon im Sommer 1980 in vollem Gold Wing-Zubehör vor: die de Luxe-Variante als Reisemaschine mit Vollverkleidung und hoher Scheibe, Seitenkoffern und Topcase. Eine klare Aufwertung erfuhr die deutsche GL 1100 erst ein Jahr später, als Honda neben dem Standardmodell eine GL 1100 DX mit Vollverkleidung offerierte, in Deutschland hieß die Variante DB. Auf Koffer und Topcase, in Amerika längst Standard, mussten deutsche Biker jedoch noch verzichten. Dafür, quasi als Trost, verbesserte Honda die Federbeine der GL 1100. In den USA präsentierte Honda im Herbst 1981 die erste Gold Wing-Luxusversion GL 1100 Interstate. Dieser Luxus blieb zunächst jenseits des großen Teiches: mehr Platz für die Sozia, für den Fahrer ein Radio.
Bei
der GL 1100 von 1982, dem Modell Aspencade, überraschte Honda mit einer
überragenden Neuerung, dem Integralbremssystem. Es funktioniert einfach, aber
wirkungsvoll: Tritt der Fahrer auf die Fußbremse, aktiviert er damit die
hinteren und gleichzeitig die rechten vorderen Bremszylinder. Mit der Handbremse
setzt er die linke Bremsscheibe zur zusätzlichen Verzögerung ein.
In den deutschen GL 1100 gab es dieses System nicht. Nur
auf dem Umweg über den Grau- oder Selbstimport kamen deutsche Biker in den
Genuss der Integralbremse nebst innen belüfteter Scheiben. Auch die 1983 weiter
komplettierte Aspencade war in Deutschland nur als Grauimport zu bekommen – in
modellgepflegter Variante. Dazu gehörten ein Gabelstabilisator sowie das
Anti-Dive-System TRAC (Torque Reactive Anti-Dive Control).
Das erste Mäusekino an Bord einer Gold Wing – Informationen digital – besaß die Aspencade des Jahres 1983. Auch gehörte erstmals ein Kompressor zur Serie. Er pumpt die Luft in die Federbeine. Zu allem Überfluss glänzte die Aspencade in der auffälligen Zweiton-Lackierung. Dieser Farbgebung war die Leder-Ausstattung der Maschine angepasst.
Mit dieser Aspencade hatte die Gold Wing-Gemeinde einen neuen Favoriten. Die GL 1100 galt spätestens jetzt als herausragende Maschine ihrer Zeit. Und als erste Gold Wing, die in Amerika und nicht wie die GL 1000 in Japan gebaut wurde, fundamentierte sie das Image der ganzen Baureihe.
Technische Daten
GL 1100 Die GL 1100 wurde 1979 auf dem Pariser Salon vorgestellt. Sie war das erste Modell mit einer in Deutschland zugelassenen Frontverkleidung. Gebaut wurde sie von 1980 bis 1983. Als erstes Sondermodell mit Radio, Digitalanzeige uvm. wurde 1981 in den USA die GL 1100 Aspencade vorgestellt.
|
Abmessungen - GL 1100
1980/81 | 1982 | 1983 | |
Länge | 2345 mm | 2340 mm | 2340 mm |
Breite | 920 mm | 920 mm | 920 mm |
Höhe | 1195 mm | 1190 mm | 1190 mm |
Radstand | 1605 mm | 1605 mm | 1605 mm |
Sitzhöhe | 795 mm | 790 mm | 790 mm |
Bodenfreiheit | 145 mm | 140 mm | 140 mm |
Leergewicht | 267 kg | 270 kg | 272 kg |
Gewicht - fahrbereit | 290 kg | 293 kg | 294 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 471 kg | 471 kg | 471 kg |
Abmessungen - GL 1100 Interstate
1980/81 | 1982 | 1983 | |
Länge | 2405 mm | 2400 mm | 2460 mm |
Breite | 920 mm | 920 mm | 920 mm |
Höhe | 1500 mm | 1495 mm | 1495 mm |
Radstand | 1605 mm | 1605 mm | 1605 mm |
Sitzhöhe | 795 mm | 790 mm | 790 mm |
Bodenfreiheit | 145 mm | 140 mm | 140 mm |
Leergewicht | 305 kg | 308 kg | 311 kg |
Gewicht - fahrbereit | 328 kg | 331 kg | 334 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 471 kg | 471 kg | 471 kg |
Abmessungen - GL 1100 Aspencade
1982 | 1983 | |
Länge | 2430 mm | 2460 mm |
Breite | 920 mm | 920 mm |
Höhe | 1495 mm | 1495 mm |
Radstand | 1605 mm | 1605 mm |
Sitzhöhe | 790 mm | 790 mm |
Bodenfreiheit | 140 mm | 140 mm |
Leergewicht | 318 kg | 321 kg |
Gewicht - fahrbereit | 341 kg | 345 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 471 kg | 471 kg |
Rahmen
Typ | Doppelschleifen - Rohrrahmen |
Vorderreifen | 1980/81: 110/90 - 19 62 H / ab 1982: 120/90 - 18 65 H |
Hinterreifen | 1980/81: 130/90 - 17 68 H / ab 1982: 140/90 - 16 71 H |
Vorderradbremse | Doppelscheibe, 280 mm |
Hinterradbremse | Scheibe, 296 mm |
Vorderradaufhängung, Hub | Teleskopgabel - Durchmesser 39 mm - L 147 mm |
Hinterradaufhängung, Hub | Schwinge luftunterstützt, 80 mm |
Lenkkopfwinkel | 60,2 Grad |
Nachlauf | 135 mm |
Telegabel - Ölmenge | 1980/81: 220 ccm / ab 1982: 270 ccm ATF (je Holm) |
Tank | 20 Liter / 4 Liter Reserve |
Motor
Typ | Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Ottomotor |
Zylinderanordnung | 4-Zylinder, Boxermotor |
Bohrung x Hub | 75 mm x 61,4 mm |
Hubraum | 1085 ccm |
Verdichtung | 9,2 : 1 |
Leistung | 61 kW / 82 PS bei 7500 U/min |
Drehmoment | 90 Nm bei 5500 U/min |
Ventilsteuerung | OHC, Zahnriemenantrieb |
Einlassventil öffnet / schließt | 5 Grad nach OT / 43 Grad nach UT |
Auslassventil öffnet / schließt | 45 Grad vor UT / 5 Grad vor OT |
Ventilspiel | Ein- und Auslassventil 0,1 mm |
Schmiersystem | Druckumlaufschmierung |
Motorölmenge | 3,2 Liter nach Wechsel / 4 Liter nach Demontage |
Kühlmittelmenge | 3,4 Liter |
Motorgewicht | 108 kg |
Kraftübertragung
Kupplung | Ölbadkupplung |
Getriebe | 5-Gang, Klauenschaltung |
Primärübersetzung | 1,708 |
Gangübersetzung 1. Gang |
1980/81
1982
1983 2,500 2,500 2,642 |
Gangübersetzung 2. Gang | 1,667 1,667 |
Gangübersetzung 3. Gang | 1,286 1,250 |
Gangübersetzung 4. Gang | 1,065 1,000 |
Gangübersetzung 5. Gang | 0,909 0,829 |
Sekundärübersetzung | 0,973 0,897 |
Gangschaltungsfolge | 1 - N - 2 - 3 - 4 - 5 |
Ölmenge - Kardan | 140 - 160 ccm, SAE 80-90 |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
Verbrauch | 6,5 Liter/100 km - Normal bleifrei |
Vergaser
Typ | 4 Keihin-Unterdruckvergaser |
Bohrung | 30 mm |
Leerlauf | 800 U/min |
Luftfilter | Papier-Trockenfilter |
Elektrische Anlage
Zündsystem | Kontaktgesteuerte Batterie-Spulenzündung |
Zündzeitpunkt | 38,5 Grad vor OT bei 3000 U/min |
Anlaßsystem | Elektrostarter |
Lichtmaschine | 12 Volt, 290 Watt |
Batterie | 12 Volt, 20 Ah |
Zündkerzen (Abstand) |
1980/81
ab 1982 NGK/ND 0,6 - 0,7 mm 0,8 - 0,9 mm |
Beleuchtung
Scheinwerfer (Fern-/Abblendlicht) | 60 Watt / 55 Watt |
Rücklicht / Bremslicht | 3 Watt / 32 Watt |
Blinklicht | 32 Watt |
Instrumentenbeleuchtung | 2 Watt |
Anzeigelampen | 2 Watt |
Standlicht | 4 Watt |
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von staehelin kreative produktion (copyright 2002 Faszination Goldwing) durfte ich unter Quellenangabe auszugsweise vorhandene Texte und Bilder in meine Website übernehmen. Das Urheberrecht des Gesamtwerkes bzw. seiner Teile bleiben davon unberührt.